ADB:Philibert Prinz von Oranien

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Artikel „Philibert Prinz von Oranien“ von Friedrich Otto in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 741, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Philibert_Prinz_von_Oranien&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 09:22 Uhr UTC)
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Philibert, Prinz von Oranien (Uranien) oder Orange in Süd-Frankreich, aus dem Hause Chalon, von dem das Geschlecht auch noch den Namen und das Wappen führte, obgleich die Herrschaft seit 1327 in anderen Händen war, geb. 1502, † am 3. August 1530. Er war der Sohn des Prinzen Johann von Oranien und dessen Gemahlin Philiberte von Luxemburg. Das Fürstenthum Oranien ist zwar nicht groß, aber fruchtbar; zugleich mit demselben erbte P. Ansprüche auf die Grafschaft Genf und das Fürstenthum Neuenburg und Vallengin. Bei dem Tode seines Vaters war er erst wenige Wochen alt, doch erhielt er bereits in seinem siebenten Monat die Statthalterschaft von Burgund. Am französischen Hofe erzogen und wohlgelitten, schien er bestimmt, wie seine Vorfahren, seine reichen Gaben dem Dienste der französischen Krone zu widmen. Aber weil er dort sich verletzt glaubte und der Gemahl seiner Schwester Claudia, Graf Heinrich von Nassau, in dem ersten Kriege Karl’s V. mit Franz I. im J. 1521 das Commando der Armee führte, welche von Belgien aus in Frankreich einbrechen sollte, trat er in kaiserliche Dienste, was ihn zunächst seine ererbten Besitzungen kostete, und zeichnete sich bald im Kriege aus. In der Seeschlacht wider Andreas Doria wurde er zwar gefangen genommen (1524), doch durch den Vertrag von Madrid erhielt er seine Freiheit und sein Fürstenthum zurück. Ehe er jedoch den Befehl Burgund zu besetzen hatte ausführen können, brach der zweite Krieg aus, an welchem unter Karl von Bourbon theilzunehmen er nach Italien eilte. Mit diesem zog er nach Besetzung des Mailänder Schlosses gegen Rom und leitete nach dessen Tod, den er auf geschickte Weise den Soldaten verbarg (er bedeckte die Leiche mit dem Mantel), die Erstürmung der ewigen Stadt, ohne freilich den dabei vorkommenden Gräueln Einhalt thun zu können; dann schloß er mit dem in der Engelsburg belagerten Papste die Capitulation, infolge deren derselbe seine Freiheit theuer erkaufte. Minder glücklich war der Anfang des unmittelbar folgenden Feldzuges in Neapel; erst nach mancherlei Verlusten und großen Anstrengungen gab der Uebergang des Genuesen Andreas Doria zum Kaiser und eine verheerende Krankheit im Lager der Franzosen dem Kriege eine bessere Wendung und im J. 1529 der Damenfriede ein erwünschtes Ende. Doch rief den Prinzen, welcher als Vicekönig von Neapel in Italien blieb, alsbald neuer Kampf nach Toscana; er sollte den Uebermuth der Florentiner und der mit ihnen verbundenen Städte strafen. In einem Treffen mit ihrem Hauptmann Ferucci traf ihn eine Büchsenkugel, welche ihn tötete. Das Heer, erbittert durch den Tod des geliebten jugendlichen Feldherrn, erfocht einen glänzenden Sieg, welcher die Stadt Florenz nöthigte, den Alessandro von Medici, Gemahl von Karls natürlicher Tochter Margarethe, als Herrn aufzunehmen. Zum Erben hatte Philibert den Sohn seiner Schwester, Renatus von Nassau, eingesetzt, welcher denn auch über dem Grabe Philiberts als Prinz von Oranien ausgerufen wurde und fortan Titel, Wappen und Devise führte und später mit denen von Nassau vereinigte. Dessen Erbe wurde, als er 1544 bei St. Dizier fiel, sein elfjähriger Vetter Wilhelm, der spätere „Schweiger“; von der Devise „je maintiendrai Chalon“ ließ er das Object weg, und so wurde das einfache je maintiendrai Devise der Oranier.

E. Münch, Geschichte des Hauses Nassau-Oranien, III, S. 235–251. – J. v. Arnoldi, Geschichte der oranien-nassauischen Länder und ihrer Regenten, II, S. 231–239.