ADB:Stradanus, Johann

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Artikel „Stradanus, Johann“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 489–490, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stradanus,_Johann&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:15 Uhr UTC)
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Stradanus: Johann St., Zeichner und Maler. Sein Familienname war eigentlich van der Straet oder in Italien della Strada; geboren in Brügge 1530, Schüler von M. Frank und P. Aertsens. In seinem Vaterlande malte er in älterer Schulweise, kam aber noch in jungen Jahren nach Italien; zuerst war er in Venedig thätig, dann in Florenz und Rom; in Florenz schloß er sich an Michelangelo, in Rom an Rafael an, den er nicht zu erreichen vermochte. Auch mit Daniele da Volterra und mit F. Salviati suchte er zu wetteifern. Vielfach war er für kirchliche Gemälde thätig. Nach Neapel übersiedelt, malte er den Palast für Don Juan d’Austria aus und zog nach einiger Zeit mit seinem Fürsten nach Flandern. Darauf kehrte er nochmals nach Florenz zurück, wo er an Vasari eine mächtige Unterstützung fand, so daß ihn der Großherzog Cosmus mit Ehren überhäufte. Mit Vasari war er auch im herzoglichen Palaste vielfach in Thätigkeit gewesen. Er führte auch viele Cartons zu Tapeten aus, deren Gegenstände vielfach Jagden und Fischereien enthielten, die den Charakter der niederländischen Schule trugen und ihm einen großen Ruf verschafften. Von seinen historischen Compositionen ist hervorzuheben als Hauptwerk die „Kreuzigung zwischen den Mördern“ in der Annunziata in Florenz; ebendaselbst in S. Spirito ist dessen kleines, aber figurenreiches Bild mit Christus, [490] der die Verkäufer aus dem Tempel treibt, zu erwähnen. Ph. Galle hat es gestochen. In Wien, in der kaiserlichen Sammlung, befindet sich eine „Geißelung Christi“ und ein „Göttermahl“. Letzteres galt früher als unbekannt und scheint überhaupt mit einem Göttermahl in Verbindung zu stehen, das im Braunschweiger Museum als ein Werk von Fr. Frank angeführt wird. Michelangelo ahmt unser Meister nur mit übertriebenen Bewegungen nach, aber er besitzt Phantasie und ist reich in der Composition, in der er sehr erfinderisch war; in diesem Talent wird er beglaubigt, da 388 Kupferstiche nach seiner Erfindung gezählt werden, die fast alle Arten derselben enthalten, wie Bibel, heilige und profane Geschichte, Allegorie, Thiere und Landschaften. Meistentheils haben sich C. Passe, Collaert, Goltzius, Sadeler, Mallery, H. Wierix, die Galle u. A. an den Stichen betheiligt. Auch eigenhändige Radirungen werden dem Meister zugeschrieben, so das vortreffliche Blatt „Leda vom Schwan umarmt“, mit der Bezeichnung: Michael Angelus inv. Ferner die „heil. Magdalena, dem Heilande die Füße salbend“. Das Bildniß des Künstlers hat Holtzius, Joh. Wierix und andere Stecher, die für Werke der Kunstgeschichte arbeiteten, hinterlassen.

S. Immerzeel. – Nagler. – Kataloge.